Mittwoch, August 29, 2007

Mittwoch, August 15, 2007

Was die Biologie von anderen Naturwissenschaften unterscheidet

Kurze Zwischenmeldung während der Diplomarbeit (dauert noch ca. 1 Monat, dann ist sie fertig!): Mir kam heute ein Gedanke, der mit dem Status der Biologie in den Naturwissenschaften zu tun hat. Ich weiß nicht, wie es in den anderen Fächern rüberkommt, aber als Biologe hat man immer wieder das Gefühl, dass wir ein wenig abgegrenzt dastehen. Und das wird einem z.B. auch durch die Professoren der anderen Fächer immer wieder verdeutlicht...
Was mir heute dazu aufgefallen ist: Es gibt einen fundamentalen Unterschied zwischen der Biologie und den anderen Naturwissenschaften! Besonders in Physik und Mathematik, aber ich finde auch in der Chemie, ist das grundlegendste Prinzip die Einfachheit. Ein Mathematiker empfindet es als große Leistung, wenn er ein komplexes Problem so einfach wie nur möglich lösen kann. Ähnlich auch in der Physik: Dort wird versucht, das Chaos um uns herum zu vereinfachen und zu ordnen.
In der Biologie ist es aber genau andersherum. Ich möchte als Biologe heutzutage möglichst die Komplexität der Umwelt auf allen Ebenen verstehen. Klar, ich überlege mir dazu möglichst einfache Versuche, aber die gewonnenen Daten werden mit vielen anderen kombiniert, um die Komplexität zu maximieren. Und ich will ehrlich sein, aus vielen kleinen Teilen ein komplexes Bild zu schaffen gibt ein verdammt gutes Gefühl. Wenn ich zu einem Thema, über das ich einigermaßen informiert bin, ein neues Review lese, das all die kleinen Daten zu einem großen, alles übergreifenden Bild zusammenfügt, dann ist das großartig.
Und das ganze wird in den nächsten Jahren noch komplexer werden. Eine Tendenz, die sich jetzt schon langsam abzeichnet, ist die Integration der verschiedenen Ebenen zu einem großen Netzwerk. Das bedeutet tatsächlich, dass Genom und Proteom im kleinen Maßstab bis hinauf zu Beziehungen in Ökosystemen verbunden werden. Ich freue mich auf die Zukunft.