Dienstag, März 11, 2008

Wenigstens bleiben die Füße warm...

...seit mir die Ewigkeit in der Hölle sicher ist. Sagt jedenfalls der Vatikan. Der hat nämlich vor ein paar Tagen eine Liste mit sieben neuen "Todsünden" veröffentlicht. Ich will mal sehen, wer von denen einen Thriller macht (Übersetzung von mir):
Umweltverschmutzung
Die Reichen reicher und die Armen ärmer machen
Exzessiver Reichtum
Armut erzeugen
Drogenmissbrauch
Abtreibung und Fruchtbarkeitsbehandlungen
moralisch fragwürdige Experimente wie die Manipulation von DNA oder Stammzellenforschung
Ja gehts noch? Muss jetzt jeder, der ne Kippe auf den Boden wirft in die nächste Kirche rennen? Oder sind damit größere Umweltsünden gemeint? Stehe ich dann als Molekularbiologe mit denen auf einer Stufe, weil ich jeden Tag DNA "manipuliere"? Wie weltfremd kann man eigentlich sein? Die Abtreibung ist übrigens deshalb eine Sünde, weil sie die Rechte und die Würde der Frauen beeinträchtigt. Ich nehme Frauen also eine Möglichkeit, selbst über ihr Leben zu bestimmen, und gebe ihnen dadurch Rechte? Die drei ökonomischen Sünden wirken außerdem recht redundant oder? Das könnte natürlich daher kommen, dass denen beim brainstorming nach fünf neuen Sünden keine mehr einfielen...
Aber zurück zur DNA-Manipulation. Wo wird da die Grenze gezogen? Eigentlich "manipuliert" ja schon jeder Hobby-Hasenzüchter die DNA der Tiere, weil er sie nicht nach Gottes Plan paaren lässt. Gibt es für die dann einen eigenen Höllenkreis, in dem sie von Bugs Bunny gefoltert werden? Was ist mit Impfungen - da müsste jeder verdammt sein, der schon mal ne Spritze gegen Hepatitis B bekommen hat (das wird nämlich biotechnologisch produziert).
Auf das mit den Stammzellen will ich gar nicht mehr eingehen. Dass man jetzt also eine Todsünde einführen muss, um seinen Argumenten rückwirkend mehr Gewicht zu verschaffen ist schon traurig. Aber zu dem Thema haben sich andere schon super gekümmert, z.B. JLT von Evil under the Sun.

Aber vielleicht besteht ja noch Hoffnung für mich. Die Todsünden wurden ja gerade erst eingeführt, und rückwirkend können die nicht gelten, oder? Also muss ich nur von meinem sündhaften Tun ablassen, und alles wird gut - sicher...

Montag, März 03, 2008

Die Encyclopedia of Life ist online!

Auf der TED-Konferenz war der Biologe E. O. Wilson letztes Jahr Preisträger. Üblich ist, dass die Preisträger in einem Vortrag einen Wunsch äußern dürfen - bei E. O. Wilson war es die Bitte um Unterstützung für die Encyclopedia of Life, in der in den kommenden Jahren Daten zu insgesamt 1,8 Millionen Arten online gestellt werden sollen, frei zugänglich für alle.
Und jetzt, ein Jahr später, ist die EoL schon online! Zwar erst mit noch wenigen Arten, aber diese dafür schon sehr ansprechend präsentiert. Toll finde ich den Detail-Regler, mit dem man festlegen kann wie viel Information man möchte. So können sich alle, vom Schüler bis zum Wissenschaftler, ihrem Kenntnisgrad nach informieren. Bei den ausgebauten Seiten wie der Hausmaus Mus musculus findet man dann Bilder, weltweite Verbreitungskarten, die taxonomische Einordnung und jede Menge Texte z.B. zu Genetik, Chromosomen, Ökologie oder Verhalten.
In gewissem Sinn verhält sich EoL ähnlich wie die Wikipedia: Jeder kann Texte, Bilder, Videos etc. beisteuern. Jede Artseite hat aber einen Kurator, der sich mit der Art auskennt und der entscheidet, welche Daten gezeigt werden.

Wer mag kann sich den TED-Vortrag von E. O. Wilson hier ansehen:
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