Samstag, September 20, 2008

boingboing macht Kopfschmerzen

Zugegeben, die Pressemeldung war als Quelle schon nicht so toll. Aber was dann bei boingboing daraus gemacht wurde ist so grausam, dass es fast schon wieder lustig wird. Praktischerweise hab ich zu jedem Satz etwas zu sagen, und das auch noch in der richtigen Reihenfolge. Los gehts!
Plants make aspirin-like chemical
Schöner Titel. Vor allem weil die Menschen das eigentlich schon seit Jahrtausenden wissen. Das wirksame Molekül in Aspirin (und verwandten Medikamenten) ist Acetyl-Salicylsäure. Und was befindet sich in der Rinde von Weiden (deren wissenschaftlicher Gattungsname dann auch noch Salix ist!), die seit so langer Zeit in Aufgüssen gegen Schmerzen verwendet wurden? Richtig, Salicylate! Wir haben also von den Pflanzen geklaut, und nicht umgekehrt (wie soll das auch gehen?).
When plants are stressed out, they generate aspirin-like chemicals.
Das ist tatsächlich der richtigste Satz hier. Es geht aber um richtig heftigen Stress hier, nämlich um Fraßschäden an der Pflanze und ähnlich große Wunden.
The aspirin isn't used to reduce headaches, primarily because plants don't have heads.
Duh...Das ist nicht mal nur ein blöder Satz, er ist auch noch falsch! Acetylsalicylsäure hilft nämlich nicht nur gegen Kopfschmerzen, sondern auch gegen andere Arten von Schmerzen im Körper. Es führt nach Einnahme zu einer Absenkung des Prostaglandinspiegels im gesamten Körper schmerzstillend (und teils auch antirheumatisch, fiebersenkend und entzündungshemmend).
Scientists from the National Center for Atmospheric Research detected significant quantities of methyl salicyate, a chemical form of aspirin, above a forest canopy.
Also ist Aspirin keine Chemikalie?!? Wichtig an dem Satz ist folgendes, und das geht leider total unter: Methyl-Salicylat ist das Signalmolekül, das Pflanzen als Wundungssignal einsetzen. Und das ist sogar richtig clever! Wie schon gesagt produzieren Pflanzen diesen Stoff vermehrt nach Pathogenbefall und Verwundung durch Fraßschäden. Das Zeug ist nämlich giftig für Tiere. Pflanzen benutzen es aber auch als Signalmolekül zwischen Individuen. Es kann nämlich zumindest in geringen Mengen durch die Luft transportiert werden, und benachbarte Pflanzen können es wahrnehmen. Ist jetzt also eine Pflanze stark z.B. von Raupen befallen, die ihr alle Blätter abknabbern, dann produziert sie jede Menge Methyl-Salicylat wegen den Wunden. Benachbarte Pflanzen nehmen die erhöhte Konzentration war und fangen schon mal sicherheitshalber an, auch Methyl-Salicylat zu produzieren, dass sie den Schädling abwehren können sobald er sie befällt! Die neue Untersuchung, die zur Pressemeldung führte, ist jetzt eigentlich nur, dass die Forscher Methyl-Salicylat über einem Wald gemessen haben.
The capability of plants to emit the chemical had been known previously but only observed in a laboratory setting.
Das ist einfach falsch! Methyl-Salicylat wurde schon mehrmals im Freien gemessen, nur halt nicht über einem Wald. Die Hoffnung ist, und das wird noch nicht mal in der Pressemeldung so deutlich herausgestellt (!), dass man damit einen frühen Marker gegen Schädlingsbefall hat. Um beispielsweise Borkenkäfer bekämpfen zu können, bevor die Bäume hektarweise umfallen.

Wenigstens haben die Leute in den Kommentaren die ganzen Fehler aufgezeigt. Für so einen Lapsus sollte man aber zumindest ein kurzes Update in den Post stellen, dass man Quatsch erzählt hat.

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