Als Hilfe für die Zotero-Nutzer wurde dann ein Tool gebastelt, das die EndNote-Stildateien (.ens) in Zotero-Stildateien (.csl) umwandeln kann. Und das passt dem EndNote-Hersteller Thomson-Reuters (ja, das Reuters!) überhaupt nicht, denn der hat Zotero Entwickler auf über 10 Millionen Dollar verklagt:
The complaint states, “Dr. Daniel J. Cohen, Associate Professor, Department of History and Art History, and the director of GMU’s Center for History and New Media, developed Zotero, which is a freely distributable, open-source software based research tool that allows users to gather, organize and analyze sources, including citations, and freely share the results with others.” The Center for History and New Media release “a new beta version of Zotero to the general public” on July 8. Reuters adds, “A significant and highly touted feature of the new beta version of Zotero, however, is its ability to convert – in direct violation of the License Agreement – Thomson’s 3,500 plus proprietary .ens style files within the EndNote Software into free, open source, easily distributable Zotero .csl files.”
Zunächst einmal ist nur das Dateiformat .ens von EndNote geschützt, und vielleicht noch ein paar der Stile die vom Hersteller erstellt wurden. Die allermeisten Stildateien wurden aber entweder von Journals erstellt, dass die Autoren sie sich herunterladen können, oder von vielen Nutzern [1]. Dass es EndNote also wohl seinen Kunden über das License Agreement verbietet, selbsterstellte Stildateien außerhalb von EndNote zu benutzen ist eine Frechheit.
Dann kommt mir diese Taktik irgendwie bekannt vor: Ein großer Konzern, der sein Marktsegment beherrscht, verklagt seine eigenen Kunden. Woher kenn ich das wieder? Achja, die Musikindustrie! Und wie gut das läuft, ist ja allgemein bekannt. Wieso verärgert jemand den eigenen Kundenstamm? Ich verstehe es auch nach Jahren nicht, das kann doch nicht gut für das Produkt sein.
Zusammengefasst hört sich das nämlich für mich so an: "Nachdem wir jahrelang unser etwas veraltetes Produkt konkurrenzfrei anbieten konnten, kommt jetzt so ein Kerl an und gibt seine Alternative kostenlos her. Und das noch mit mehr Features! Den klagen wir in Grund und Boden!"
Damit ist für mich die Entscheidung gefallen: Eine solche Firma möchte ich nicht unterstützen. Mit einem der nächsten Updates werde ich endgültig zu Mendeley wechseln. Ich werde auch den Kollegen raten, lieber freie Alternativen zu nutzen, wenn sie überlegen eine neue EndNote-Version zu kaufen. Und euch rate ich das gleiche. Werft einen Blick auf Zotero, Mendeley und Papers (für Macs), die werden eure Daten nicht in proprietären Zellen einsperren!
[via Crooked Timber]
[1] Wir haben beispielsweise eine Stildatei am Institut, die den Vorgaben für eine Diplomarbeit entspricht. Und die ist sicher nicht von EndNote.
4 Kommentare:
RefWorks ist auch eine Alternative. www.refworks.com
Nimmt mich auch Wunder, wie diese Klage ausgeht... Ein Benutzer dieses Konvertierungstools hat ja dem License Agreement von EndNote nie zugestimmt, er hat es nicht einmal gesehen, er hat nur ein .ens-File bekommen, dessen Ursprung ihm egal sein kann... Aber wenn man sogar ein Dateiformat patentieren (oder sonstwie schützen) kann, kann uns ja alles mögliche erwarten.
Und für Linux gibts Bibtex und Konsorten.
Endnotes cite while you write ist trotzdem ziemlich gut, und du wirst wahrscheinlich beim Paper schreiben nicht drum rum kommen. Zumindest wenn dein Chef oder andere Kollegen das Manuskript bearbeiten wollen, und ihre Literaturdatenbank nur als .enl file existiert und sie sich nicht umgewöhnen wollen.
Super, immer her mit den Alternativen!
@Tobias: Du hast natürlich Recht, bei der Zusammenarbeit von mehreren Leuten ist EndNote der kleinste gemeinsame Nenner. Aber es kann sich erst was ändern, wenn die Alternativen überhaupt bekannt sind.
Und für Studis, Diplom- und Doktorarbeiten kann man dann auf jeden Fall auf die Alternativen zurückgreifen.
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